Tuesday, December 24, 2024

Spezial: Weihnachtsgedicht von Ludwig Gallmeyer

 


Da ich dort aufgewachsen bin, verbindet mich bis heute eine besondere Liebe mit dem Frankfurter Stadtteil Oberrad. Oberrad hat bis heute nur einen einzigen bedeutenden Schriftsteller hervorgebracht, der leider an einer schweren Krankheit viel zu früh verstarb. Ludwig Gallmeyer (1865-1909) erhielt bereits zu Lebzeiten für seinen Novellenband "Abseits" und seinen Gedichtband "Sommerernte" viel Lob, sogar von Hamburger Zeitungen, war also auch über Hessen hinaus ein geschätzter Autor. In jüngster Zeit wurde in Oberrad eine Straße nach ihm benannt - er bleibt unvergessen. 

Hier ein Weihnachtsgedicht von ihm:

 

Weihnachtszeit.

Es schwebt ein Engel durch die Lande,

Vom Christkind heimlich ausgesandt,

Daß er zum Himmel bring' die Kunde,

Wen lieb er, brav und sittsam fand.


Und welches Kind im Himmel droben

Er freudig loben darf und kann,

Dem wird bereitet seine Gabe

Von Christkinds Engelscharen dann.


Die bringen leise sie zur Erde

Und legen sie in Mutters Hand,

Ein Spielzeug für die lieben Kleinen

Und eitlen, bunten Flittertand.


Und für die Großen ernstre Dinge

Und nützlich für den Hausgebrauch.

Es muß das Schöne mit dem Guten

Sich paaren bei dem Christkind auch.


Und dämmert dann der heilge Abend

Mit seiner Tannen Lichterpracht - 

Heil dann dem Kind, von dem der Engel

Zum Himmel gute Kund' gebracht.


Sein Herz darf jubeln in Entzücken,

Darf sich des reinsten Glücks erfreu'n,

Darf nach dem Fest sich noch ergötzen

Still in der Freude Wiederschein.


Dem ärmsten Kind in ärmster Kammer,

Dem braven, wird sein Wonneteil;

Es weichen Kummer, Not und Schmerzen

Vor Christkinds ewgem Weihnachtshell . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . 


Es geht ein Engel durch die Lande . . .

Kind, fühlst Du seinen Flügelschlag . . . ? -

Bereite rein des Herzens Kammern,

Dann lacht auch Dir der Weihnachtstag.




[Anmerkung: Die Orthographie war damals eine andere, so heißt es "Wiederschein" statt Widerschein" usw.]


Tuesday, December 17, 2024

Zeitzeichen 13: Unsere Lebensjahre für das Smartphone

Eine aktuelle dänische Studie ergab, dass wir durchschnittlich 8,6 unserer Lebensjahre mit unserem Smartphone verbringen und fragt, ob die Zeit, die wir mit dem Smartphone verbringen, unsere (Lebens-)Zeit wirklich wert ist.

 Hier geht es zum Selbsttest:

https://www.telia.dk/kampagner/tiden/?fbclid=IwY2xjawHM5PpleHRuA2FlbQIxMQABHSVSX2JSshx_F12xd3zMI9QWXqCUxLRrMzWaa74C8B4krgbuTdFxhcgQOA_aem_yvJi11qUOyb3CLR1Fab5mw&__reloaded=true 

 

Tuesday, November 12, 2024

Zeitzeichen 2: Die Dogmen

 


 "systemrelevant"

"alternativlos"

"nebenwirkungsfrei"

"Wir schaffen das!" 



 

 

Tuesday, October 29, 2024

Zeitzeichen: "Weil du es kannst."

Werbung der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein Frühjahr 2024: Weil du es kannst.

 


Werbung der Bundeswehr Herbst 2024: 

Weil du es kannst.


Die Kenntnis des Sprichworts

"Nichts kommt so plötzlich wie ein lange vorbereiteter Krieg."

verdanke ich Kayvan Soufi-Siavash.

 

Sunday, September 22, 2024

Der revolutionärste Satz, den ich kenne

Dieser Hinweis erfolgt sehr spät, denn ich habe bedauerlicherweise ein paar Jahre benötigt, um den folgenden Satz von Padre Pio mehr als nur oberflächlich und in mehr als nur einem rein religiösen Zusammenhang gerade in Bezug auf Nächstenliebe und radikaler Verantwortung für seine Mitmenschen zu verstehen. 

Padre Pio sagte: 

"Mich selbst kann ich vergessen, aber nicht meine geistigen Kinder, im Gegenteil; ich versichere euch, wenn mich der Herr einst rufen wird, werde ich zu Ihm sagen: << Herr, ich bleibe hier an der Pforte des Paradieses, und ich werde erst dann eintreten, wenn ich den letzten meiner Söhne habe eintreten sehen >>."



Wednesday, July 31, 2024

„Eine Anleitung für das 22. Jahrhundert“ - Ernst Jünger „Die Schere“



In Interviews im Vorfeld zu seinem 100. Geburtstag, in denen er seine Interviewpartner regelmäßig an geistiger Frische übertraf, nannte Jünger sein Buch „Die Schere“, das er mit 95 Jahren veröffentlichte, kurzerhand „eine Anleitung für das 22. Jahrhundert“ - und erntete dafür überraschtes Staunen, Verwunderung oder Kopfschütteln.

Manche hielten ihn aufgrund dieser Äußerung für einen restlos durchgeknallten Greis, der ja schon immer ein suspekter Autor war, dessen Werk auf den zweiten Blick ärgerlicherweise in keine der Schubladen passte, in die überregionale Medien es stopfen wollten... Und der - au weia - sich selbst auch noch als „Anarch“ bezeichnete (nein, nicht Anarchist!)...

Wer nun im Jahre des Herrn 2024 Jüngers historische, gesellschaftliche und metaphysische Analysen sowie seine Vorhersagen mit den Meldungen der Tagespresse abgleicht, dem wird es aufgrund der Parallelen und dem Wiedererkennen von Situationen, die Jünger damals schon beschrieb, wahrscheinlich heiß und kalt über den Rücken laufen.

Auch Jünger war nicht unfehlbar und gelegentlich finden sich in der „Schere“ auch Banalitäten, die mich als Leser enttäuschten. Gleichwohl macht Jünger in seinem Buch Deutungsangebote, die das Geschehen unserer Tage in verschiedene Zusammenhänge und Entwicklungslinien stellen, die für mich einen hohen Erklärungswert besitzen. Und wer wissenschaftlich denkt, kann aus Jüngers Analysen sogar Prognosen ableiten, die sich - wie sich zwischenzeitlich herausstellte - bewahrheiteten und möglicherweise auch in Zukunft bewahrheiten werden.

Eine Anleitung für die Zukunft? Ein atemberaubender Anspruch, aber hinsichtlich „Der Schere“ aus Sicht des Jahres 2024 als gesamtes Buch gesehen tatsächlich im Bereich des Möglichen, bei vielen Themen sogar definitiv im Bereich des Wahrscheinlichen.

Seit der Lektüre der „Schere“ heißt Ernst Jünger bei mir nur noch „Scheren-Ernst“, denn viele Themen, die Jünger bereits in „Über die Linie“, „Heliopolis“ oder „Eumeswil“ beschäftigten, werden hier erneut aufgegriffen und - wo inhaltlich möglich - zu einem Abschluss gebracht.

Was die Lektüre des Buches sowohl schwierig als auch besonders lohnend macht, ist die enorme Bandbreite der Themen.

Jüngers Bücher „Heliopolis“, „Eumeswil“, vor allem aber der Science Fiction-Band „Gläserne Bienen“, der in den USA als „The Glass Bees“ erschien, sind aufgrund ihrer zukunftsträchtigen Gedankenexperimente zu den Themen „Technik der Zukunft“, "Mensch und Technik" sowie „Technik und Gesellschaft“ bei den Entscheidern der führenden Technik-Unternehmen sowie ihren Beratern sowohl „Kult“ als auch „Pflichtlektüre“. Dies ist in Deutschland sehr wenig bekannt - der Prophet gilt wenig bis nichts im eigenen Land...

Auch in der „Schere“ spielt das Thema Technik eine zentrale Rolle. Und zwar nicht nur, wie es mit der Technik weitergehen könnte, sondern es geht immer wieder auch darum, was Technik in Zukunft mit den hochtechnisierten Gesellschaften und deren Bevölkerungen macht. Die Analyse betrifft dabei sowohl die gesamtgesellschaftliche Ebene als auch die häufig noch spannendere Frage, was die Hochtechnologie mit dem einzelnen Menschen macht und voraussichtlich machen wird.

Aber das spannende und inspirierende an der Lektüre der Bücher Ernst Jüngers ist für mich die Tatsache, daß Jünger immer wieder „out of the box“ denkt - wofür seine Texte geliebt und verehrt, aber auch viel und heftig kritisiert wurden. Jüngers Werk riskiert Perspektiven, die unser Alltagsdenken bei weitem übersteigen, sowohl in historischer, gesellschaftlicher, psychologischer als auch spirituell/metaphysischer Hinsicht.

Man muss Jüngers Ansichten nicht teilen, um anzuerkennen, daß es wenige Menschen gab, die über mehr als 100 Jahre Lebenserfahrung mit Weltkriegen, radikalen technologischen Veränderungen, wechselnden politischen Staatsformen, diversen Wirtschaftskrisen, fast allen Drogen, den wichtigsten Religionen und Menschen aus aller Welt gesammelt und darüber so intensiv nachgedacht haben wie „Scheren-Ernst“. Von diesen Erfahrungen und Einsichten lässt sich als Leser enorm profitieren, unabhängig davon, welche eigenen Schlüsse man daraus zieht.

Als 95-Jähriger scheute er sich dabei nicht, auch die „großen“ und die „letzten“ Fragen mit schonungsloser Neugier und Offenheit anzugehen. Fragen, die für die Gesellschaft unserer Zeit weitestgehend Tabu sind...

Daher möchte ich zum Schluß die höchst schlichte Prognose wagen, daß die Lektüre der „Schere“ niemanden, der das Buch liest, unverändert lässt.


 

Sunday, June 23, 2024

Weltschreibmaschinen-Tag!

Heute ist der Weltschreibmaschinen-Tag!

Warum immer mehr, gerade auch junge Menschen das Schreiben auf einer Schreibmaschine so sehr zu schätzen wissen, könnt ihr hier sehen:

https://academia-tancredi.blogspot.com/2022/10/noah-gibbs-why-i-use-typewriter-in-2018.html

 Alle wichtigen Informationen zum Weltschreibmaschinen-Tag gibt es hier:

https://www.kuriose-feiertage.de/typewriter-day/

Wenn ihr euch nun als "Neuling" entschließen solltet, eine Schreibmaschine anzuschaffen, findet ihr eine Top-Kaufberatung hier:

https://www.youtube.com/watch?v=Blzy9TlcWE4

Und ganz besonders möchte ich diesen jungen Händler und Restaurator empfehlen:

https://www.badulaisschreibmaschinen.de/

Wenn ihr dann so weit seid, dann werdet doch auch ein Teil der "Typewriter Revolution":

https://writingball.blogspot.com/

 



Saturday, June 22, 2024

Innere Freiheit in Zeiten krisenhafter Umbrüche - Ernst Jüngers „Eumeswil“

In seinem Roman „Eumeswil“, erschienen 1977, gibt Ernst Jünger einen Rückblick auf eine Epoche der „Hochtechnik“ und des „Weltstaates“, in die wir teilweise bereits eingetreten sind, die aber hinsichtlich der im Roman geschilderten Technologien größtenteils noch vor uns liegt. Ein Rückblick also auf eine Zeit, die noch vor uns liegen könnte. Den Roman gerade in diesen Tagen (wieder) zu lesen mag Leser an vielen Stellen verblüffen, denn oft wirken die Schilderungen wie die Beschreibung von Vorgängen, denen wir derzeit tagtäglich in unserer Lebenswelt begegnen...

Jüngers Bücher hatten und haben insbesondere in den USA großen Einfluß auf Science Fiction-Schriftsteller und Berater großer Technologiekonzerne. Zu diesen Beratern und Autoren zählt kein geringerer als Bruce Sterling, der die Einleitung zur englischen Ausgabe von Jüngers „Gläserne Bienen“ verfasste.

In „Heliopolis“ (1949), „Gläserne Bienen“ (1957) und „Eumeswil“ (1977) denkt Jünger viele technische Entwicklungen weiter, die wir heute ansatzweise als „telematische Kyborge“ oder „KI-unterstützte virtuelle Umgebungen“ kennen. Faszinierenderweise öffnete sich Jünger im Vergleich zu anderen Autoren sehr früh der Frage, was NACH dem „Weltstaat“ und den „Zeiten der Hochtechnik“ kommen könnte, die für Jünger beide ursächlich miteinander verknüpft sind.

Doch was wird aus Dir und mir, der oder dem Einzelnen, in solchen Zeiten krisenhafter, meist sogar lebensbedrohlicher Umbrüche? Wie kann ich in einer solchen Zeit bestehen, obwohl ich nicht zum Kreis der Mächtigen zähle?

In Abgrenzung zum „Anarchisten“ (wie wir ihn beispielsweise bei Proudhon oder Bakunin finden) schildert Jünger die Figur des „Anarchen“, der bei aller Familienähnlichkeit doch eine deutlich andere Lebensphilosophie als der Anarchist verinnerlicht hat. Wenngleich Jüngers „Anarch“ dem Hauptwerk von Max Stirner viele Anregungen schuldet, ist das Konzept des Anarchen dennoch nicht identisch mit Stirners Ideen.

Hier also einige Passagen aus Jüngers „Eumeswil“, die deutlich machen, wie sich Jünger den Weg zu innerer Freiheit als Antwort auf krisenhafte geschichtlichen Momente vorstellt:


„Das Menschliche dagegen ist so allgemein und zugleich so verschlüsselt, daß sie es wie die Atemluft nicht wahrnehmen. So konnten sie in meine anarchische Grundstruktur nicht eindringen.
    Das klingt kompliziert, ist aber einfach, denn anarchisch ist jeder; das eben ist das Normale an ihm. Allerdings wird es vom ersten Tag an durch Vater und Mutter, durch Staat und Gesellschaft beschränkt. Das sind Beschneidungen, Anzapfungen der Urkraft, denen keiner entgeht. Man muß sich damit abfinden. Doch das Anarchische bleibt auf dem Grunde als Geheimnis, meist selbst dem Träger unbewußt. Es kann als Lava aus ihm hervorbrechen, kann ihn vernichten, ihn befreien.
    Hier ist zu differenzieren: die Liebe ist anarchisch, die Ehe nicht. Der Krieger ist anarchisch, der Soldat nicht. Der Totschlag ist anarchisch, der Mord nicht. Christus ist anarchisch, Paulus nicht. Da freilich das Anarchische das Normale, so ist es auch in Paulus vorhanden und bricht zuweilen mächtig aus ihm hervor. Das sind nicht Gegensätze, sondern Stufungen.“ (44)

„Als Erstem vielleicht gelang ihm die Maxime, daß nicht die jeweilige Form des Staates, sondern sein Wesen abzulehnen sei. Das ist die Einsicht, die den Anarchisten mangelt; sie läßt sich auf das Kapital ausdehnen. Der Staatskapitalismus ist noch gefährlicher als der private, weil er sich unmittelbar mit der politischen Macht verknüpft. Ihr zu entrinnen, kann nur dem Einzelnen gelingen, nicht dem Verband.“ (360)

„Ich hüte mich, wie gesagt, vor Sympathie, vor innerer Teilnahme. Als Anarch muß ich mich davon frei halten. Daß ich irgendwo Dienst leiste, ist unvermeidlich; ich verhalte mich dabei wie ein Condottiere, der seine Kräfte zeitlich, doch im Innersten unverbindlich zur Verfügung stellt.“ (80)

„Jedoch - wo alles möglich ist, kann man sich auch alles herausnehmen. Ich bin Anarch - nicht etwa, weil ich die Autorität verachte, sondern weil ich ihrer bedürftig bin. So auch kein Ungläubiger, sondern einer, der Glaubwürdiges verlangt.“ (110)
 
„Es setzt voraus, daß man sich selbst als Phänomen aus einiger Entfernung betrachten kann wie eine Figur im Schachspiel --- mit einem Wort, daß man die historische Einordnung wichtiger nimmt als die persönliche. [...] Das Besondere für mich als Anarchen ist, daß ich in einer Welt lebe, die ich >>letzthinnig<< nicht ernst nehme. Das erhöht meine Freiheit; ich diene als Zeitfreiwilliger.“ (126)

„Der Anarch hält sich nicht an Ideen, sondern an Tatsachen. Er leidet nicht für sie, sondern durch sie und meist aus eigenem Verschulden, wie beim Verkehrsunfall. Gewiß gibt es auch Unvorherzusehendes - Mißhandlungen. Ich glaube indessen, in der Selbstentfernung einen Grad erreicht zu haben, der mir das als Unfall zu betrachten erlaubt.“ (128)

„Der Liberale ist mit jedem Regime unzufrieden; der Anarch geht durch ihre Folge, möglichst ohne anzustoßen, wie durch eine Flucht von Sälen hindurch. Das ist das Rezept für jeden, dem mehr am Wesen der Welt als an der Erscheinung liegt - für den Philosophen, den Künstler, den Gläubigen.“ (140)

„Wenn die Gesellschaft den Anarchen in einen Konflikt verwickelt, an dem er innerlich nicht teilnimmt, fordert sie ihn zum Gegenspiel heraus. Er wird versuchen, den Hebel umzuwenden, mit dem sie ihn bewegt. Sie steht dann ihm zu Gebote, etwa als Bühne großartiger, für ihn erdachter Schauspiele. […] So wendet sich alles; die Fessel wird fesselnd, die Gefahr zum Abenteuer, zur spannenden Aufgabe.“ (148)

„Er kämpft allein, als Freier, dem es fernliegt, sich dafür auzuopfern, daß eine Unzulänglichkeit die andere ablöst und eine neue Herrschaft über die alte triumphiert.“ (154)

„Abschließend möchte ich wiederholen, daß ich mir nicht einbilde, als Anarch etwas Besonderes zu sein. Ich fühle mich nicht anders als jeder Beliebige. Vielleicht habe ich das Verhältnis ein wenig schärfer durchdacht und bin mir einer Freiheit bewußt, die >>im Grunde<< jedem zusteht, einer Freiheit, die mehr oder weniger sein Handeln bestimmt.“ (155)

„Er ist weder für noch gegen das Gesetz. Wenn er es auch nicht anerkennt, so sucht er es doch nach Art der Naturgesetze zu erkennen und richtet sich danach ein. […] der Anarch dagegen hat die Gesellschaft aus sich verdrängt.“ (164f.)

„Es ist ein Grundthema für den Anarchen: wie der Mensch, auf sich allein gestellt, den Übermächten, sei es des Staates, der Gesellschaft oder der Elemente, trotzt, indem er, ohne sich unterzuordnen, sich ihrer Spielregeln bedient.“ (273)

„In praxi ist die Selbstzucht die einzige Herrschaftsform, die ihm geziemt. Auch er kann jeden töten - das bleibt tief eingemauert in der Krypta des Bewußtseins - und vor allem sich selbst auslöschen, wenn er sich nicht genügt. […] Wer unterdrückt wird, kann sich wieder aufrichten, wenn es ihn nicht das Leben kostete. Der Gleichgemachte ist physisch und moralisch ruiniert.“ (211f.)

„Er weiß, daß er töten kann; unwichtig ist dagegen, ob er jemals die Tötung vollzieht. Vielleicht wird er sie nie in die Tat umsetzen. Zu betonen ist auch, daß er sie jedem anderen zubilligt. Jeder ist Mittelpunkt der Welt, und seine unbedingte Freiheit schafft den Abstand, in dem sich Achtung und Selbstachtung abgleichen.“ (292)

„Der Anarch denkt primitiver; er läßt sich sein Glück nicht abnehmen. >>Beglücke dich selbst<< ist sein Grundgesetz. Es ist sein Gegenstück zum >>Erkenne dich selbst<< am Tempel des Delphischen Apoll. Beides ergänzt sich; wir müssen unser Glück und unser Maß kennen.“ (217)

„Der Schulzwang ist im wesentlichen ein Mittel zur Beschneidung der Naturkraft und zur Ausbeutung. Dasselbe gilt von der Allgemeinen Wehrpflicht, die sich im gleichen Zusammenhang entwickelte. Der Anarch leht sie ab - ebenso wie den Impfzwang und Versicherungen jeder Art. Er schwört den Eid mit Vorbehalt. Er ist nicht Deserteur, sondern Refraktär. […] Wird ihm eine Waffe aufgezwungen, so wird er nicht zuverlässiger, sondern gefährlicher noch. Das Kollektiv kann nur nach einer Richtung schießen, der Anarch rundum.“ (227f.)

„Er hat sein Ethos, aber nicht Moral. Er erkennt das Recht, doch nicht das Gesetz an; er verachtet Vorschriften.“ (237)  

„Den Anarchen kann das nicht kümmern; er behält seine Freiheit für sich, wie gut oder schlecht auch die Herrschaft sei.“ (310)

„Das Leben ist zu kurz und zu schön, um es für Ideen aufzuopfern, obwohl sich die Ansteckung nicht immer vermeiden läßt. Doch Hut ab vor den Märtyrern. […] Der Anarch erkennt sich als Mitte; das ist sein Naturrecht, das er auch jedem anderen zubilligt. Er erkennt kein Gesetz an - das heißt aber nicht, daß er es mißachet und nicht sorgfältig studiert. […] Wir berühren hier einen weiteren Unterschied zum Anarchisten: das Verhältnis zur Herrschaft, zur gesetzgebenden Macht. Der Anarchist ist ihr Todfeind, während der Anarch sie nicht anerkennt. Er sucht sie weder zu ergreifen, noch zu stürzen, noch zu ändern - ihre Stoßrichtung geht an ihm vorbei. Nur mit ihren Wirbeln muß er sich abfinden.
    Der Anarch ist auch nicht Individualist. Er will sich weder als >>großer Mensch<< noch als Freigeist vorstellen. Sein Maß genügt ihm; die Freiheit ist nicht sein Ziel; sie ist sein Eigentum.“ (315)

„Im Handeln bestimmt das Gute den Anarchen nicht als Axiom in Rousseaus Sinne, sondern als Maxime der praktischen Vernunft.“ (340)


 


Tuesday, June 18, 2024

Was wir unseren Kindern angetan haben und weiterhin antun - Erklärungen von Kindheitsforscher Michael Hüter

Weil die Academia Tancredi bereits mehrfach auf die jahrelangen Verbrechen unserer Gesellschaft an unseren Kindern hingewiesen hat, hier ein Auszug aus einem aktuellen Interview des Kindheitsforschers Michael Hüter mit dem Magazin "Multipolar". Die Hervorhebungen stammen von der Academia Tancredi.

Hier geht es zum vollständigen Interview: https://multipolar-magazin.de/artikel/ein-kulturelles-versagen

Hier geht es zur Internetseite von Michael Hüter und seinem aktuellen Buch "Kindheit 6.7", das die Academia Tancredi sehr zur Lektüre empfiehlt und das inzwischen auch auf Englisch erhältlich ist: https://www.michael-hueter.org/kindheit_6_7


Multipolar: Aufgrund der freigeklagten RKI-Protokolle wird im deutschen Bundestag derzeit über eine Aufarbeitung der Corona-Politik diskutiert. Einige fordern einen Untersuchungsausschuss oder eine Enquete-Kommission, andere äußern sich verhaltener und wollen keine „Sündenböcke“ suchen. Kinder waren von der Krankheit kaum betroffen, jedoch gleichzeitig die Gruppe, bei der Maßnahmen am stärksten umgesetzt wurden. Der Deutsche Caritasverband hat jüngst betont, dass Kinder in der Zeit „unverhältnismäßig stark gelitten“ hätten. Wie passt das zusammen: Auf der einen Seite das geringe Risiko, schwer zu erkranken und die Krankheit selbst zu verbreiten und auf der anderen Seite die Strenge der angeordneten Maßnahmen? Wie lässt sich das gesellschaftlich-kulturell einordnen?

Hüter: Wenn ich das Verhalten psychohistorisch betrachte, wage ich einmal die These, dass hier auch eine Abreaktion stattgefunden hat.

Multipolar: Sie meinen, dass die Gesellschaft aufgrund der eigenen Ohnmacht den Druck an die unterste Ebene weitergegeben hat?

Hüter: Genau. Eine Art, dass man die Schwächsten am meisten hat leiden lassen. Die Frage, die sich dazu nach Hannah Arendt stellt, ist, wann Totalitarismus möglich ist. Wenn eine tiefe Vereinzelung der Gesellschaft und eine tiefe unterbewusste Ausweg- und Perspektivlosigkeit zu einem Morgen vorhanden ist, ist das der Moment, in dem Totalitarismus erst greifen kann. In anderen Epochen war das Ventil dann Krieg oder Revolution, also Aggression nach außen. In der Coronazeit ging die Reaktion nach innen, vor allem auf die Kinder. 2020 ist ja schon das „Panik Papier“ an die Öffentlichkeit gelangt, wo herauskam, dass es Strategie der Politik war, die Situation zu dramatisieren und den Menschen, insbesondere den Kindern, Angst zu machen. Diese Zielscheibe auf das Kind war also vom ersten Moment an da.

Als ich damals mit meinem Sohn in Leipzig spazieren gegangen bin, sind wir auch an einem abgesperrten Spielplatz vorbeigekommen. Für ihn bedeutete das ein Zusammenbruch. Kinder erleben die Welt im Kleinen als Ganzes. Die Eltern, die Familie, die Freunde, der Spielplatz: das ist die Welt. Und wenn diese Welt abgesperrt wird und nicht mehr betreten werden darf, ist das rein psychologisch Stress. Hinzu kam, dass ihnen eingeredet wurde, sie könnten ihre unmittelbaren Nahestehenden umbringen, wenn sie dorthin gehen. Wir haben in der Historie viele irrwitzige Phasen gehabt. Dass aber Kinder Lebensgefahr für ihre engsten Nahestehenden bedeuteten, hat es nie gegeben. Und dass bis heute keine Aufarbeitung darüber stattgefunden hat, ist für mich ein kulturelles Versagen.

Bis heute gibt es keine offizielle Entschuldigung bei der nachfolgenden Generation. Herr Lauterbach hatte vor einiger Zeit erklärt, dass die Schulen nicht hätten geschlossen werden müssen – und es folgte kein Aufschrei von Eltern und Pädagogen. Für die Zukunft ist dann die Frage, wie unsere Kinder, wenn sie erwachsen sind, mit uns umgehen werden, wenn sie in vollem Umfang realisieren, wie sie hier missbraucht wurden.

Multipolar: Karl Lauterbach räumte im vergangenen Jahr ein, dass Kinder „die meisten Opfer erbracht“ hätten und „viele Kinder auch heute noch unter psychischen Störungen leiden“. Ihre Gesundheit sei „schlechter geworden.“ Neben psychischen Erkrankungen kam es zu Essstörungen, Entwicklungs- und Sprachdefiziten sowie Gewaltzunahmen. Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte wies bereits nach dem ersten Lockdown im Jahr 2020 auf das Problem der sozialen Distanzierung für Kinder hin. Kinder hätten „oft keine gesellschaftliche Priorität“ und würden „als Subjekte mit eigenen Bedürfnissen schnell vergessen“. Haben Kinder in unserer Gesellschaft tatsächlich keine Priorität?

Hüter: In Wahrheit haben sie doch überhaupt keine mehr. Das fing bereits davor schon an, sonst hätte die Gesellschaft so gar nicht agiert. Auch wenn sich jetzt Verbände und andere so äußern, haben Sie zuvor doch letztendlich geschwiegen. Dazu gab es schon im Mai 2021 eine Expertenrunde mit Stefan Hockertz, Christian Schubert, Harald Walach und mir. Von Anfang an war klar, welche Folgen das für die Kinder haben würde. Im Herbst 2020 hatte ich RT Deutsch ein Interview gegeben, wo bereits alle Zahlen und Fakten vorhanden waren, dass Kinder von diesem Virus nicht betroffen sind. 2020 sind 10 und bis Stand Februar 2022 insgesamt 21 Kinder an oder mit Corona verstorben. Diese Kinder waren jedoch zum Großteil schwerstens vorerkrankt. Welchen Wert haben Kinder? Das wäre eine Frage, die sich die Gesellschaft einmal stellen müsste.

Multipolar: Können Kinder, unabhängig von Corona, in unserer Gesellschaft frei und kindgerecht, also im Sinne ihrer Bedürfnisse aufwachsen?

Hüter: Nein. Wie gesagt geht diese Entwicklung schon länger. Wenn wir uns die letzten Jahrzehnte im Zeitraffer anschauen, haben wir die Zeit, die Kinder außerhalb der realen Wirklichkeit verbringen, also in Kitas und Schulen, im Namen von Arbeit und Konsum massiv ausgedehnt. Das heißt, die breite Masse der Kinder ist immer früher von der Familie und der Öffentlichkeit getrennt worden und verbrachten ihre Zeit in Bildungsreservaten, wie ich sie nenne, immer länger. Dann ist irgendwann auch noch Social Media dazugekommen, wodurch sie die wenige freie Zeit in der nächsten „Matrix“ gefangen sind. Die Konsequenz daraus ist, dass nicht nur Kinder und Jugendliche kaum mehr real in Kontakt oder in Beziehung mit Erwachsenen und der öffentlichen Gemeinschaft kommen, sondern umgekehrt auch nicht mehr die Erwachsenen mit Kindern!

Schon in meinem 2018 erschienenen Buch „Kindheit 6.7“ hatte ich die Frage aufgeworfen, wie viele Menschen mit 0- bis 12-Jährigen im Alltag real überhaupt noch in Berührung kommen. Der Blick auf das Kind ist seit längerem ein rein medialer, und damit ein reduzierter. Vereinfacht gesagt haben wir den realen Kontakt zum Kind weitgehend verloren. Also, wie reagiert das Kind? Was hat es für Ängste und Sorgen? Mit all diesen Bedürfnissen von Kindern kommen wir als breite Gesellschaft schon länger nicht mehr in Berührung. Ebenso wenig mit ihrem Lachen und ihrer Freude. Außer man hat selbst ein Kind. Vor einigen Jahren gab es eine Erhebung, bei der herausgekommen ist, dass Eltern nur noch zwölf Minuten pro Tag mit ihren Kindern sprechen. Das heißt, hier ist im Namen von Arbeit und Konsum ein hoher Grad von Entfremdung passiert.

(...) Es gibt nur noch eine reduzierte Rechts-Links-Debatte, wo übersehen wird, dass sich 40 bis 50 Millionen Menschen, die eigentliche Mitte dieser Gesellschaft, auf keiner Seite mehr wiederfinden können. Es gibt aber nicht nur die politische Mitte, sondern auch eine gesellschaftliche. Und diese gesellschaftliche Mitte sind die Familien und die Kinder. Sie sind das Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft.

(...)

Als Kindheitsforscher bin ich davon überzeugt, dass der Umgang mit Kindern in den Pandemiejahren ein Symptom ist. Denn was sich damals ereignet hat, ist in Wahrheit der Ausdruck einer tiefen kulturellen Krise. Die Art und Weise, wie Kinder hier kollektiv zum Objekt gemacht wurden, ist Ausdruck einer tiefer liegenden, sich lange entwickelten Kulturkrise. (...) Hier ist aber eine Verschiebung passiert, die sich über Jahrzehnte in den Coronajahren zum ersten Mal manifestiert hat. Nämlich dass der eigentliche Kinderschutz pervertiert wurde in einen Schutz vor Kindern!

Kinder wurden auf dieselbe Ebene gestellt wie Erwachsene. Damit wurde der eigentliche westliche Fortschritt, die sogenannten Kinderrechte, aufgehoben, da man sie den Erwachsenen gleichgestellt hat. Obendrein wurde der Kinderschutz nicht nur praktisch aufgehoben, sondern es wurde noch eine Stufe draufgesetzt, indem gesagt wurde, sie seien eine Gefahr für Erwachsene. Das ist per se eine Pathologie und eine völlige Entfremdung. Denn wie sollen Menschen, die gar nicht aktiv Täter werden können, eine Gefahr sein?

Seitdem geht es weiter, zu sehen an den Themen Gender oder Frühsexualisierung. Das ist die weitere Folge, dass der eigentliche Kinderschutz aufgehoben wurde und dass Kinder permanent zum Objekt der Erwachsenenwelt geworden sind. Wenn wir Kindern kollektiv Schaden zufügen, fügen wir auch unserer Zukunft Schaden zu. Denn Kinder sind die Zukunft einer Gesellschaft. Sie sind die nächste Generation, sie sind das Morgen. Daher mein Satz in dem Film „Können 100 Ärzte lügen?“. Wenn eine Kultur nicht mehr reflektiert, was sie tut, und Kinder radikal zum Objekt macht, kann das nur Ausdruck einer Kultur sein, die in Wahrheit unterbewusst keine Zukunft mehr will. Denn Zukunft heißt, eine Vision für ein besseres Morgen zu haben. Wir machen aber seit Jahren nichts anderes, als die Situation für Kinder zu verschlechtern.

(...)

Multipolar: Aktuell haben Sie einen Film mit dem Titel „Der große Mythos“ in Produktion, in dem Ihr Vortrag „Re-Evolution des Menschseins“ eine Rolle spielt. Was hat es damit auf sich?

Hüter: In dem Vortrag gehe ich der Frage nach, ob die Einführung der Massenbeschulung tatsächlich das Ziel hatte, die Kinder zu bilden. Dazu habe ich schon häufig, auch in dem Vortrag, folgenden Satz gesagt: Der Schlüssel zur Macht ist der Zugriff auf das Kind. In diesem jahrhundertelangen historischen Prozess wusste man an einem Punkt aus Erfahrung, dass der Mensch durch Erziehung formbar ist. Die erste Institution in Europa, die das verstanden hatte, war die katholische Kirche. Diese besaß über Jahrhunderte das Bildungsmonopol. Was wir heute Erziehung nennen, nämlich das Kind auf eine gewünschte Weltanschauung hinzuziehen, gab es historisch davor nicht. Als dann die katholische Kirche ihr Bildungsmonopol an die säkularisierten Staaten verloren hatte, haben diese dieses Bildungssystem genauso beibehalten. Dieses Bildungssystem, wie wir es heute in der ganzen westlichen Welt immer noch haben, diente von Anfang an dazu, die herrschenden Ideologien rasch von unten durchzusetzen.

(...)

Und zum Thema Schulpflicht: Deutschland ist das einzige Land Europas, das die „Schulgebäudeanwesenheitspflicht“ nach wie vor besitzt. Dieses Gesetz stammt aus der Zeit des Nationalsozialismus. 1938 wurde unter dem Reichsbildungsminister Bernhard Rust die rigorose Schulpflicht im Sinne von Schul- und Bildungspflicht kombiniert, die nur in einem staatlichen Schulgebäude oder in einer staatlich anerkannten Privatschule erfüllt werden konnte. Damit gab es auf jedes Kind einen ideologischen Zugriff. 1938 wurde in Deutschland diese Schulpflicht – respektive Schulzwang – eingeführt und ist bis heute beibehalten worden.

Multipolar: Wie kann es der deutschen Gesellschaft gelingen, dass Kinder in Freiheit und im Sinne ihrer Bedürfnisse aufwachsen?

Hüter: Man müsste den Erwachsenen die Frage stellen, wie sie in Zukunft eigentlich leben wollen. Traumatisierte Kinder, die zu Opfern wurden, werden später zu 70 bis 80 Prozent in irgendeiner Form auch selbst zu Tätern. (...) Man kann letztlich alle krankhaften Erscheinungen einer Gesellschaft darauf zurückführen, wie diese mit Kindern umgeht. Meiner Meinung nach bräuchte es nach Corona eine Art „Marshallplan“ für die nachfolgende Generation. Ein wirklich massiver Hilfsplan auf psychologischer, ökologischer und materieller Ebene. Alle psychosozialen Befunde unserer Kinder und Jugendlichen verschlechtern sich weiter kontinuierlich, obwohl die Maßnahmen aufgehoben wurden. Daran kann man erkennen, wie verheerend sie waren und wie hier eine ganze Generation kollektiv traumatisiert wurde – erstmals außerhalb von Kriegszeiten.

Der deutsche Psychiater Hans-Joachim Maaz hat einmal gesagt: Jeder Krieg ist letztendlich Ausdruck eines Gefühlstaus. Es gibt bei Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren eine massive Zunahme von Gewaltkriminalität, Suchterkrankungen und Suizidversuchen. Letztere haben sich während des 2. Lockdowns im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren sogar fast verdreifacht! Das ist auch ein Abreagieren des Erlebten der Coronajahre. Das ist jetzt das Ventil. Da ein Abreagieren und ein Sich-äußern-Können in konstruktivem Sinn nicht möglich ist, muss dieser Gefühlsstau irgendwann nach außen. Wenn wir unter Kindern und Jugendlichen nicht noch mehr pure Aggression erleben wollen, müssen die Coronajahre für diese Personengruppe dringend aufgearbeitet werden.

 


 

Wednesday, May 22, 2024

Die andere Energie-Bilanz

Jeden Tag werden wir in überregionalen Medien mit dem Thema "Energiewende" konfrontiert.

Frage: Wie viel Energie kostet es Dich

- als "Normalverdiener" nicht von Deiner Arbeit leben zu können?

- in einem "Schock-Kapitalismus" zu leben, der Dich täglich mit anderen lebensgefährdenden Krisen bedroht?

- als durchschnittlicher Arbeitnehmer ununterbrochen mit der Angst vor Arbeitslosigkeit zu leben?

- aus Angst vor dem, was kommt, das Thema "Zukunft" verdrängen zu müssen?

- in einem Land zu leben, das mit dem Land, in dem Du aufgewachsen bist, so gut wie nichts mehr gemeinsam hat und Dich fremd im eigenen Land zu fühlen?

- als Stadtmensch Armut, Elend, Obdachlosigkeit und Kriminalität in nie gekanntem Ausmaß aushalten zu müssen?

- als erwachsener, nicht-nicht-binärer, weißer, heterosexueller Mann in Beruf und Gesellschaft unaufhörlich diskriminiert zu werden? 

- in einer Gesellschaft zu leben, in der keine Rechtssicherheit mehr gewährleistet ist?

- jedes Jahr auf mehr Lebensqualität verzichten zu müssen?

- jedes Jahr auf mehr persönliche Freiheiten verzichten zu müssen?

 

Brauchen wir nicht eine andere "Energiewende" - bevor es zu spät ist?




Sunday, May 5, 2024

Aufruf von Dr. Milosz Matuschek "Gretchen entschwärzt"

 Die Academia Tancredi möchte an dieser Stelle einen Aufruf von Dr. Milosz Matuschek weitergeben:

"Aufruf: “Gretchen entschwärzt”

Laut Umfragen finden 30% der Befragten, dass Politiker, die sich in Zusammenhang mit den Covid-Verordnungen schuldig gemacht haben, in den Knast gehören. Aufarbeitung muss das Ziel der Genugtuung der Opfer haben, nicht primär einen pädagogischen Mehrwert für die Täter.

Der Schlüssel zur Aufarbeitung ist die Sichtbarmachung der Geschädigten der Pandemie. Und zwar aller, egal ob geimpft oder umgeimpft, egal ob an Leib und Leben geschädigt weil geimpft oder diffamiert, ausgegrenzt und in den Bankrott (oder in Schlimmeres) getrieben, weil ungeimpft.

Sie haben eine Geschichte zu erzählen, die exemplarisch für die Situation war?

Wenn Sie sich angesprochen fühlen und ihre Geschichte erzählen wollen, melden Sie sich bei Journalistin Sylvie-Sophie Schindler, die ich als wahrheitsliebende Persönlichkeit kenne und schätze: gretchenschindler@proton.me.

Sie wird die Einzelschicksale auf ihrem Kanal in der Serie „Gretchen entschwärzt“ dokumentieren, ich werde auch gerne darüber berichten. Vielleicht kommen ja noch andere Kanäle dazu? Die Pilotfolge finden Sie hier. Mein (persönliches) Gespräch mit ihr über die letzten vier Jahre ist nun auch online."

Saturday, May 4, 2024

Buchempfehlung: Ronald Bilik - Pandemische Irrtümer. Kritische Bemerkungen zur erfolgreichen Missionierung der Corona-Gläubigen

Dr. Ronald Bilik ist als promovierter Althistoriker und Religionskritiker routiniert im kritischen Umgang mit Informationsquellen. Nach seiner akademischen Ausbildung arbeitete er aber auch in den Bereichen Vertrieb, Personalwesen und Marketing und ist seit dieser Zeit ebenfalls Fachmann für psychologische Manipulationstechniken.

In seinem Buch präsentiert er einen fiktiven PR-Manager und "Gehirnwäsche-Profi", der in einem fiktiven Vortrag vor einer fiktiven Macht-Elite auf atemlos machende Weise sinnlich erfahrbar macht, auf welche Propaganda-Techniken vor allem Akademiker und Universitäten im Zusammenhang mit den Corona-Verordnungen hereinfielen - letztlich aus Überheblichkeit, weil der "typische Intellektuelle in der Illusion lebt, dass er ein wissenschaftliches Weltbild vertritt, von seriösen Medien umfassend und korrekt informiert wird, und dass er überdies zu clever ist, um auf Propaganda hereinzufallen". 

Bilik zeigt darüber hinaus einen Ausweg aus der aktuellen Misere und einen Lösungsansatz für die Frage auf, wie eine Versöhnung nach allem, was geschehen ist, möglich wäre. Er führt in einem Interview zu seinem Buch aus:

"Es ist ein Unterschied, ob ich vermittle: Du bist ein Idiot, der auf jeden Blödsinn hereinfällt, aber ich bin schlauer als Du, oder ob ich sage: Wir sind beide Opfer eines hochprofessionellen und gigantischen Betruges. Lass uns einander verzeihen und sorgen wir gemeinsam dafür, dass die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden. Nur so können wir in Zukunft ruhig und gemeinsam diese Gesellschaft gestalten“.

Und eine weitere wichtige Erkenntnis liefert sein Buch ebenfalls: "Humor ist die stärkste Waffe gegen totalitäre Ideologien". 

Sein Buch gibt weitere, wichtige Argumente an die Hand, warum die bundesdeutsche Gesellschaft ohne eine "Rechtsabrechnung" im Sinne einer Verurteilung der Schuldigen mit anschließender Versöhnung und Wiedereingliederung keine lebenswerte Zukunft haben kann. 

Ein erhellendes Interview mit Dr. Ronald Bililk zu seinem Buch findet sich hier: http://fshh.rschr.de/pdf/Ronald_Bilik_Pandemische%20Irrtuemer_Interview_Kontrafunk_2024-03-19.pdf

Anmerkung: Amazon blockiert den Vertrieb und behauptet, dass das Buch nicht lieferbar sei. Daher ist es vorteilhaft, es direkt beim Verlag zu bestellen oder beim Buchhändler um die Ecke. 

Bestelldaten:

Ronald Bilik

Pandemische Irrtümer
Kritische Bemerkungen zur erfolgreichen Missionierung der Corona-Gläubigen

Osnabrück: Hintergrund Verlag 2023

ISBN 978-3-9820336-5-5 


Friday, April 12, 2024

Kriminell? Versuch einer Umschreibung "extremistischer Kunst" in Deutschland

 

 Versuch einer Umschreibung des Begriffs „Extremismus“ für den Bereich Kunst: 

These 1:
„Extremistische Kunst“ umfasst künstlerische Positionen, welche die Werte, Einstellungen und das Weltbild der „normativen Mitte“ grundsätzlich hinterfragen oder sogar verneinen bzw. ablehnen. Hierzu gehörte aus historischer Sicht häufig auch das Verletzen gesellschaftlich akzeptierter Tabus oder geltender Gesetze.


These 2:
Aus politischer Sicht gehören diese Arbeiten sowohl dem „linken“/„avantgardistischen“ als auch dem „rechten“ bzw. „konservativen“ Spektrum an. Das Vertreten einer politischen Position findet sich zwar überzufällig häufig, ist aber nicht zwingend notwendig.


These 3:
„Radikale“ Kunst lässt sich von „extremistischer“ Kunst (trotz aller Gemeinsamkeiten) dahingehend unterscheiden, dass „extremistische“ Kunst sich über die in Deutschland gesetzlich vorgesehenen Grenzen der Kunstfreiheit hinwegsetzt (z.B. unter anderem § 185 StGB, §186 StGB, §187 StGB, §90a StGB, §166 StGB, §201a StGB, §303 StGB, §14 JuSchG, §15 JuSchG, §86 StGB, §86a StGB, §130 StGB, §97 UrhG, §51 UrhG, TierSchG, ).

These 4:
„Extremismus“ ist ein Rezeptionsphänomen, über das mehr oder weniger Menschen einig sind (bzw. eine größere oder kleinere Gruppe von Menschen). Es ist historischen Veränderungen unterworfen. Ein guter rezeptionsästhetischer und wahrnehmungstechnischer Indikator ist, wenn diese Arbeiten unsere innere, handlungsleitende Sichtweise (von etwas oder jemanden) ändern, wir dadurch offen und nachdenklich werden und neue Informationen (z.B. Gedanken, Sichtweisen bis hin zu Wertvorstellungen, Haltungen, Weltbildern) uns aneignen.

These 5:
Es lässt sich in der Kunst „leiser“ Extremismus von „lautem“ Extremismus unterscheiden.

-> Leise = theoretisch, rein gedanklich (z.B. als Manifest), „zweidimensional“, ohne Körpereinsatz (eigener/fremde/r), unter Verwendung von viel Ironie, gewaltfrei.

-> Laut = unter Einsatz des eigenen oder fremden Körpers/fremder Körper, dreidimensional/im Raum (auch, nicht ausschließlich öffentlich), möglicherweise unter Einsatz von Schmerzen und Gewalt.

Versuch eines rezeptionsästhetischen Analyse-Rahmens für „extremistische Kunst“

:

1. Absolut gesetzte Kunstfreiheit/Gesetzesbruch:
Gegen welche Rechtsnorm(en) (§) verstößt die Arbeit?

2. Normverletzung:
Gegen welche möglichen gesellschaftlich-moralischen Werte und/oder Normen verstößt die Arbeit?
Gegen welche möglichen religiösen Werte und/oder Normen verstößt die Arbeit?

3. Rezeptionsästhetische Wirkung:
Wie wirkt die Arbeit auf mich?
Was macht das Wahrnehmen der Arbeit mit mir?
Was denke ich bei der Betrachtung der Arbeit?
Was assoziiere ich bei der Betrachtung der Arbeit?
Was empfinde ich bei der Betrachtung der Arbeit?

4. Ausweitung von Erkenntnissen:
Resultiert für mich aus 1. und 2. ein Erkenntnisgewinn/eine Horizonterweiterung/ein Informationsgewinn?
Bin ich durch die Arbeit reifer/weiser/klüger/umsichtiger/durchschauender geworden?

5. Erweiterung des emotionalen Spektrums
:
Resultiert für mich aus 1. und 2. eine innere Bereicherung meines Gefühlslebens?
Bin ich durch die Arbeit feinfühliger geworden?
Habe ich mir bislang unbekannte emotionale Zustände kennengelernt (bei anderen)?
Habe ich mir bislang unbekannte emotionale Zustände selbst erlebt? 

 

Aktuell offene Fragen:

Ist es für die Zuordnung zum Begriff "extremistische Kunst" ausreichend, auf die Übertretung der in These 3 genannten Grenzen der Kunstfreiheit lediglich zu verweisen, statt diese Grenzen tatsächlich zu verletzten?

Ist die Übertretung „ungeschriebener Gesetze“ (zentraler, grundlegender gesellschaftlicher Werte und Normen) durch eine künstlerische Arbeit ausreichend, um eine Arbeit als „extremistische Kunst“ zu qualifizieren, selbst wenn diese zentralen gesellschaftlichen Normen eventuell nicht in Gesetzesform festgehalten sind?

Wie ließe sich "extremistische Kunst" sinnvoll kategorisieren bzw. in "Untergruppen", "Gattungen" oder ähnliches einteilen (z.B. nach der Kategorie "Körper", "Wirtschaft", "Leben und Tod" o.ä.)?

 

T. T. Tabbert, Frühjahr 2024

www.tankred-tabbert.art


Friday, March 29, 2024

Wir wurden bewußt belogen und betrogen

Kann sich jemand daran noch erinnern? 

Es gab einmal eine Zeit, da wurden wir alle zuhause eingesperrt, später dann durften wir im "offenen Vollzug" immerhin arbeiten gehen, wir mussten FFP2-Masken überall und zu jeder Zeit stundenlang tragen, eine ganze Generation junger Menschen wurde traumatisiert, Millionen Menschen wurden gegängelt, sich mit einem experimentellen Wirkstoff spritzen zu lassen, der für Hunderttausende verheerende gesundheitliche Folgen hatte, Menschen, die kritisch nachfragten, wurden als Irre, vulgo "Schwurbler" bezeichnet und gemobbt, mitunter sogar inhaftiert(!) und wer auf den am 20.11.2020 außer Kraft gesetzten Grund- und Menschenrechten, vor allem auf das Recht auf den eigenen Körper bestand, wurde als Irrer und "Nazi" ausgegrenzt, der "Respekt für Dich" mit dem der damalige Kanzlerkandidat Olaf Scholz im Wahlkampf warb, entpuppte sich dann als versuchte Impf-Pflicht des gleichnamigen Kanzlers...

Wer so wie ich ein paar Jahre auf dem Buckel hat und vielleicht als Tourist in "totalitären Staaten" unterwegs war, kennt als ein Merkmal unter vielen solcher Systeme, dass wichtige Dokumente, wenn überhaupt, dann nur umfangreich geschwärzt veröffentlicht werden. Genau dies erleben wir derzeit mit den sogenannten "RKI-Files", also den freigeklagten Protokollen des "Robert Koch Instituts" aus dem oben genannten Zeitraum. Während ich dies schreibe, sind weitere Klagen anhängig, um die geschwärzten Stellen doch noch freizugeben. Ob es gelingen wird?

Was sich jetzt bereits zusammenfassend TROTZ der Schwärzungen der Protokolle laut Prof. Dr. Oliver Hirsch und Dr. Kai Kisielinski sagen lässt (meine Hervorhebungen im Zitat):

"1) Den Verantwortlichen war von Beginn an bewusst, dass es keine begründbare wissenschaftliche Evidenz für eine generelle Maskenpflicht in der Bevölkerung gibt. 

2) Die Einführung der FFP2-Maskenpflicht erfolgte sehenden Auges nicht aus epidemiologisch evidenzbasierten Gründen. Sämtliche Argumente gegen die FFP2-Maske im öffentlichen Raum waren den Verantwortlichen positiv bekannt. Folglich kann die Einführung nur sachwidrige Motive gehabt haben.

3) Den Verantwortlichen war bereits vor der breit einsetzenden Impfkampagne bekannt, dass die Impfung keine sterile Immunität herbeiführen kann. Sie bestanden aus diesem Grund in ihrer eigenen Logik auf eine Maskenpflicht auch bei Geimpften. Die später eingeführte 2G-Regel hatte somit zu keinem Zeitpunkt eine ernsthafte wissenschaftliche Grundlage.

4) Die weitere Erkenntnisse verbergenden Schwärzungen indizieren die Korrektheit der vorgenannten Annahmen 1-3 und legen das Motiv einer weiteren Verdunklung nahe."

Wann erhalten die Verantwortlichen in Politik, Justiz, Polizei, Presse, Verwaltung(!!!) und Wissenschaft endlich die Strafen, die in einem Rechtsstaat, der diese Bezeichnung verdient, diesen Vergehen angemessen wäre? 

Aus meiner persönlichen Perspektive möchte ich anmerken, dass beispielsweise in Dänemark eine Versöhnung zwischen der deutschen Minderheit (die sich zu weiten Teilen zur Waffen-SS meldete und mit der nationalsozialistischen Regierung kollaborierte, was beispielsweise zur Ermordung dänischer Widerstandskämpfer in Hamburger KZs führte) und der dänischen Mehrheitsbevölkerung NUR DESHALB gelang, weil (fast alle) Verantwortlichen für ihre Verbrechen angemessen bestraft wurden.

Auf der Grundlage eines "reinen Tisches" konnten die Menschen wieder aufeinander zugehen, die Verbrechen waren gesühnt und konnten deshalb(!) auch vergeben werden

Für weitere Hintergrundinformationen empfehle ich den Artikel von Prof. Dr. Oliver Hirsch und Dr. Kai Kisielinski, den ihr hier nachlesen könnt.   

Hier noch zwei screenshots aus den Protokollen des "Covid-19-Krisenstabs":


 

Tuesday, March 26, 2024

Buchempfehlung: Pluriversum - Ein Lexikon des Guten Lebens für alle

 


Ein meines Erachtens enorm hilfreiches Buch für alle, die neue, bessere Wege gehen möchten. 

Genialerweise nicht nur bestellbar, sondern sogar als pdf-Datei geschenkt(!) HIER erhältlich.

Worum geht es?

Es besteht kein Zweifel daran, dass sich die Welt in einer Krise befindet – einer systemischen, multiplen und asymmetrischen Krise, die schon lange gedeiht und sich inzwischen über alle Kontinente hinweg ausbreitet. Noch nie zuvor waren so viele entscheidende Aspekte des Lebens gleichzeitig bedroht, noch nie erscheinen die Erwartungen der Menschen an ihre eigene Zukunft und die ihrer Kinder so ungewiss.

Die Krise macht sich in allen Bereichen bemerkbar, sie gefährdet Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, Ethik, Kultur, Spiritualität und vieles andere. Das Lexikon Pluriversum ist eine spannende Sammlung von transformativen Alternativen, die sich gegen die gegenwärtig vorherrschenden Prozesse der globalisierten Entwicklung stellen, einschließlich ihrer strukturellen Wurzeln in der Moderne, im Kapitalismus, in staatlicher Bevormundung, in den maskulinen Werten usw. Die heutigen Vorstellungen von Wachstum und Entwicklung können nicht länger das organisierende Prinzip unseres sozialen Lebens sein. 

Das Buch ist eine Enzyklopädie mit kurzen Beiträgen zu Schlüsselbegriffen. Es kann für Lehre und Forschung genutzt werden, um zu inspirieren, Neugierige initiativ werden zu lassen – und sogar diejenigen, die an der Macht sind und sich nicht mehr wohlfühlen in ihrer Welt. 

Und wer lieber ein gedrucktes Buch in seinen Händen hält, kann es hier bestellen:

https://www.agspak-buecher.de/epages/15458842.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/15458842/Products/%22M%20364%22



 



Tuesday, March 5, 2024

Fernando Pessoa über Nachruhm

 


Aus der im Jahre 2008 im Ammann Verlag erschienenen erweiterten Fassung der revidierten Übersetzung des "Livro do Desassossego" von Fernando Pessoa [S. 150f., 193f.]. Hier konstatiert Pessoa für sich als Künstler eine "naturgegebene Pflicht als Dolmetscher für einen Teil unseres Jahrhunderts" - doch lest selbst: 

    "Sollte man mir je sagen, das Vergnügen fortzudauern, nachdem man aufgehört hat zu sein, sei null und nichtig, antwortete ich zuallererst, daß ich dies nicht weiß, da ich nicht wirklich weiß, wie es um das menschliche Überleben bestimmt ist; und als nächstes, daß die Freude am künftigen Ruhm eine gegenwärtige Freude ist, denn allein der Ruhm ist Zukunft. Zudem ist es eine stolze Freude, eine Freude, wie sie kein materieller Besitz zu schenken vermag. Dies mag illusorisch klingen, aber wie dem auch sei, diese Freude ist weit größer, als nur freudig zu genießen, was hier ist. Der amerikanische Millionär kann sich nicht vorstellen, daß die Nachwelt seine Gedichte würdigen wird, zumal er nicht eines geschrieben hat; der Lissabonner Handelsvertrter kann sich nicht vorstellen, daß die Nachwelt sich an seinen Bildern erbauen wird, da er nicht eines gemalt hat.

    Ich hingegen, der ich in diesem Übergangsleben nichts bin, kann beim Lesen dieser Seite die Zukunft im voraus genießen, denn ich schreibe tatsächlich; ich kann auf meinen künftigen Ruhm stolz sein wie ein Vater auf seinen Sohn, denn zumindest habe ich etwas, womit ich ihn erlangen könnte. Und während ich dies denke und vom Tisch aufstehe, erhebe ich mich mit innerer Majestät und in meiner ganzen Größe unsichtbar über Detroit, Michigan und die gesamte Kaufmannschaft von Lissabon.

    Doch ich muß feststellen, daß ich anfangs anderen Überlegungen nachhing. Anfangs dachte ich darüber nach, wie klein man im Leben sein muß, um zu überleben. Die eine Überlegung ist so gut wie die andere, beide laufen auf dasselbe hinaus. Der Ruhm ist kein Orden, sondern eine Münze; auf der einen Seite die Figur, auf der anderen die Wertangabe. Für höhere Werte gibt es keine Münzen, nur Papier, dessen Wert immer gering ist.

    Mit dieser metaphysischen Psychologie trösten sich schlichte Geister wie ich. [...]

Zuweilen denke ich mit traurigem Vergnügen, daß, wenn einst in einer Zukunft, der ich nicht mehr angehöre, meine Sätze Lob finden und fortdauern, ich endlich die Leute habe, die mich >>verstehen<<, die Meinen, die wahre Familie, um in ihr geboren und geliebt zu werden. Doch bis dahin ist es noch weit, und ich werde längst gestorben sein. Ich werde nur in effigie, als Abbild verstanden werden, wenn die Zuneigung die Abneigung nicht mehr ausgleichen kann, die des Verstorbenen Los im Leben war.

    Eines Tages vielleicht wird man verstehen, daß ich wie kein anderer meine naturgegebene Pflicht als Dolmetscher für einen Teil unseres Jahrhunderts erfüllt habe; und hat man das verstanden, wird man schreiben, daß ich zu meiner Zeit ein Unverstandener war, daß ich unseligerweise inmitten von Ablehnung und Kälte lebte und dies ein Jammer ist. Und wer immer irgendwann darüber schreibt, wird einem, der in dieser künfigen Zeit ist, wie ich es war, ebenso verständnislos gegenüber stehen wie meine jetzige Umgebung mir. Denn die Menschen lernen nur, was für ihre bereits verstorbenen Vorfahren von Nutzen gewesen wäre. Nur den Toten vermögen wir die wahren Lebensregeln zu vermitteln. [...]"

 


Tuesday, February 20, 2024

Buchempfehlung: "Es wächst ein Licht in deinem Fehlen" von Giannina Wedde

 

Das Leben ist voller Abschiede unterschiedlichster Art und Intensität, gleichwohl haben sie oft gemeinsam, daß sie unumkehrbar sind. Daher möchte ich den Band "Es wächst ein Licht in deinem Fehlen - Ein Trost- und Trauerbuch" von Giannina Wedde ganz allgemein empfehlen. 

Persönlich glaube ich, daß wir auch für andere Lebenssituationen sehr viel lernen können vom Umgang mit Trauer, weit über das Thema Trauern hinaus. Als Literaturwissenschaftler bin ich fest überzeugt von der Kraft der Poesie und Giannina Weddes poetische Texte sind für mich ein weiterer überzeugender Beweis dafür, wie sehr Poesie uns wohltun kann.


Die Autorin verbindet mit jedem Kapitel einen kurzen Einführungstext, der zu den Gedichten überleitet und erhellende Gedanken zum Thema liefert, die ich aus meiner eigenen Lebenserfahrung allesamt vollumfänglich bestätigen kann. Es ist ein Buch, das helfen will, Auswege aus der Einsamkeit, der Verdrängung und Trostlosigkeit zu finden. 

Vielleicht kennt ihr das: Vielen Menschen helfen religiöse Antworten nicht, weil sie das "Brennen der Trauer" nicht lindern und die scheinbar bewährten Trostworte "heute leer und fremd" klingen, wie Wedde in ihrem Vorwort schreibt. Es geht ihr um einen freieren, gesünderen und gemeinschaftlicheren Umgamg mit Sterben, Tod und Trauer. Sie verweist auch darauf, daß der "poetische Blick" nicht nur bei der Bewältigung von Trauer hilft, sondern darüber hinaus einen schöpferischen Umgang mit allen Lebenswirklichkeiten erlaubt.

Das Thema Trauer erinnert uns aber ebenso an die Frage, wie wir mit unserer eigenen Sterblichkeit umgehen wollen, konfrontiert uns mit vielen Aspekten unseres Selbst, die wir vielleicht noch nicht kannten sowie zahlreichen weiteren, für uns als Mensch und Persönlichkeit existenziellen Fragen. Trauern ist in diesem Entwicklungsgang für Wedde schließlich ein Weg, der auf "eine neue Weise ins Leben führt".  

Und vielleicht geht es euch ja beim Lesen so wie mir und ihr seid einfach glücklich erstaunt über die emotionale Wucht und hoffnungsfrohe Strahlkraft dieser Texte.


Thursday, February 1, 2024

Vom Erfolg gewaltfreier Aufstände

In diesen sehr turbulenten Zeiten zwischen Spaltung der Gesellschaft, Wirtschaftskrise, neoliberalem Totalitarismus, Diktatur der "richtigen" Gesinnung, Fassaden-Demokratie und der Androhung von Bürgerkrieg oder sogar drittem Weltkrieg magst auch du dich fragen, was man machen kann, wie Veränderung zum Positiven möglich ist.

Daher möchte ich hier einen Hoffnungsmacher zitieren. Es geht um die Forschung der Politikwissenschaftlerin Erica Chenoweth, die sich der unangenehmen, aber sehr wichtigen Frage gestellt hat, wie viel Gewalt eigentlich notwendig ist, um wirklich politischen Wandel zu erreichen. Muss es dazu Tote geben? Reicht es Straßen zu blockieren und Autos anzuzünden? Oder geht es doch auch gewaltfrei?

Lange ging sie von dem aus, was wir aus dem Geschichtsunterricht kennen: französische Revolution, russische Revolution und so weiter  und sie war fest davon überzeugt, dass gewaltfreier Protest auf keinen Fall funktioniert, wenn man es mit einem rücksichtslosen Diktator zu tun hat, der über Leichen geht.

Deshalb nahm sie die Herausforderung an, als sie nach einem workshop aufgefordert wurde, empirisch zu beweisen, dass gewaltvoller Widerstand effektiver ist als gewaltfreier. Null Problemo, oder? Die Beweisführung sollte nicht allzu aufwändig sein...

Zwei Jahre lang recherchierte sie und sammelte alle verfügbaren Daten zu allen großen gewaltvollen und gewaltlosen Widerstandsbewegungen - aus der ganzen Welt, immer unter der Voraussetzung, dass mindestens 1000 Menschen sich an diesem Protest beteiligt hatten. 

Ergebnis: Von 1900 bis 2006 waren gewaltfreie Kampagen weltweit doppelt so erfolgreich wie gewaltvolle! Tendenz steigend - sogar unter extrem autoritären und unterdrückenden gesellschaftlichen Bedingungen!

Doch wie konnte das möglich sein?

Ihre Erkenntnis: Keine einzige Widerstandsbewegung war gescheitert, wenn sie die aktive und aufrechte Unterstützung von 3,5% der Bevölkerung hatte. Interessanterweise war jede der von ihr analysierten Protestbewegungen, die mehr als 3,5% Unterstützung seitens der Bevölkerung hatte, auch gewaltfrei gewesen. Sie folgerte daraus, dass jede Widerstandsbewegung Erfolg hatte, die gewaltfrei war und hinter der mindestens 3,5% der Bevölkerung standen.

Doch warum ausgerechnet 3,5% ? Die vielleicht gar nicht so überraschende Antwort: Weil Menschen miteinander vernetzt sind. Bereits 3,5% der Bevölkerung haben überall hin Verbindungen - eben auch zu Politikern, Unternehmern, Polizei, Verwaltungsbeamten, Medien usw. - somit also Menschen, die einerseits als Multiplikatoren fungieren, selbst allerdings auch mehr Einflußmöglichkeiten und Macht haben als der Durchschnittsbürger. Auch diese Menschen bekommen Zweifel oder werden sogar nicht nur Sympathisanten, sondern sogar selbst Teil des Protestes. 

Es geht also darum, dass Widerstand persönlich wird, persönliche Betroffenheit entsteht und dadurch Menschen nicht mehr bereit sind, weiter mitzumachen. So kam und kommt es, dass Polizisten zum Beispiel nicht auf Demonstranten schießen - trotz entsprechendem Befehl. Schießt du auf eine Menge, von der du nicht weißt, ob da nicht vielleicht auch deine Freunde oder womöglich deine Kinder dabei sind?

Erica Chenoweth kam für sich zu dem Schluß, dass wir an das Funktionieren von Gewalt glauben und dass wir für gewöhnlich Gewalt mit Mut verwechseln, weil wir durch Schule und Medien entsprechend konditioniert werden.

Heute setzt sie sich dafür ein, dass mehr Menschen, vor allem Kinder, von der Wirkmacht gewaltfreien Widerstands erfahren, z.B. im Geschichtsunterricht.

Denn letztlich hinterlässt gewaltfreier Widerstand eine Gesellschaft in einem freieren, friedvolleren und gerechteren Zustand als vorher.

-> Mein herzlicher Dank geht an das Rudolf Steiner Haus Hamburg, die mich auf meinen großartigen Künstlerkollegen Calle Fuhr aufmerksam machten, der diese Geschichte nicht müde wird zu erzählen :=). 

-> Wer mehr Details erfahren möchte, findet sie in Calle Fuhrs Artikel "Erica: Revolution mit 3,5%" in der Zeitschrift Brennstoff, Ausgabe 63, Jänner 2023, S. 14-17 (www.brennstoff.com).



 

 

Tuesday, January 16, 2024

Buchempfehlung: „the way forward“ von Diego Perez aka yung pueblo

 

Wer die verschiedenen Zen-Meister und spirituellen Lehrer, die auf diesem Blog in der Vergangenheit empfohlen wurden, bereits kennt, der wird in dem kürzlich erschienenen Buch „the way forward“ (ISBN 9781524874834) nichts finden, das in der Substanz neu wäre. Der Autor bearbeitet grundsätzlich die gleichen Themen - darunter zum Beispiel Fragen rund um die innere Heilung, persönliche Entwicklung, tiefere Verbundenheit zu anderen Menschen, Beziehungsprobleme, innere Orientierung, Bewältigungsstrategien in Krisenzeiten und vieles mehr. Ganz so wie auch die genannten anderen Autoren. Er wurde vor allem aufgrund seiner online-Beiträge bekannt und veröffentlicht seit einigen Jahren seine Texte auch in Buchform. Da ich mit Büchern am besten lernen kann, habe ich mich für die Buchform entschieden, die ich hier wegen solchen typischen Buch-Eigenschaften wie Fokussierung, Konzentration, Flow und Entschleunigung etc. auch empfehlen möchte.

Diego Perez aka yung pueblo findet für die genannten Themen eine Art der Versprachlichung, die ich großartig finde. In der Regel wählt er die Form von Aphorismen oder mittellangen Sentenzen, manchmal kürzere, essayistische Texte. Seine Sprache ist höchst durchdacht und gleichzeitig maximal allgemein verständlich gefasst. Es war dieser „Mix“, der mich fasziniert hat und die Tatsache, dass ich jede, wirklich jede Seite dieses Buches aus eigener Lebenserfahrung bestätigen kann. Also selbst für Menschen, die schon einige Bücher zu den genannten Themen gelesen haben, wird diese Lektüre eine willkommene Wiederholung und Vertiefung sein, zumal der Autor auch aktuelle Phänomene aufgreift, die besonders bezeichnet sind für unseren „digitalen Lebensstil“ und die damit verbundenen „Eigenheiten“ (um es neutral zu formulieren). Wer noch neu ist in diesem Buch-Genre, der wird ein Füllhorn fruchtbarer und hilfreicher Erkenntnisse vorfinden.

Mein besonderer, ganz herzlicher Dank gilt meiner Kollegin Sybille Schäftner, der ich (auch) diesen Buch-Tipp zu verdanken habe! Ihr findet ihre Beiträge auf ihrem Kanal „coyote diaries“. Kiek mol in!

Meine herzliche Bitte: Auch wenn es möglicherweise etwas länger dauert, kauft das Buch, wenn ihr es kauft, in eurer lokalen Buchhandlung. Seid ehrlich: Wir wollen nicht, dass unsere Buchhandlungen aus unseren Städten verschwinden, oder?

Hier ein paar Leseproben (courtesy Andrews McMeel Publishing; eventuelle Tippfehler gehen auf meine Kappe):

if you really want to rebel in a
narrow-minded and egocentric society,
be more loving.
care more widely and vocally.
boldly live from your heart.
give without fear.
find joy in being selfless.
share your talents.
live without needing permission.

...

when your self-love increases,
you become far less willing to harm others

why?

because real self-love slowly opens
the door to unconditional love for all beings

...

the battle is over
i’m done fighting myself

stressing over what i’ve done
or what i should have done
simply does not help

i want to see myself without pointing fingers
to move forward with grace
to see mistakes as lessons
and allow them to improve
my future actions

instead of being attached to the past
i want to peacefully connect to the present

...

9 essentials for mature relationships:

share leadership
communicate often
tell each other the truth
do personal healing work
support each other’s happiness
listen to each other’s perspective
tell each other when you feel down
have your own interests and friends
make clear commitments to each other

...

the best days of your life
can’t happen without you there

live with presence

live intentionally

...

ego is at work whenever you are looking down on someone,
judging them harshly, and writing them off as permanently
toxic or too far gone to redeem themselves. ego is incredibly
sneaky; you can do a lot of inner work and get yourself to a
better place and still have moments when ego twists your logic
and clouds what you see.

the overuse of the words „toxic“ and „narcissist“ shows not
only that there is a lack of compassion in how we deal with
each other but also that it is becoming trendy to expect others
not to make any mistakes.

there are obviously people out there who have caused harm,
but we must make shure that we find a healthy middle path
where we create safe spaces for ourselves without expecting
perfection from everyone we encounter.

you know from your own experience how easy it is to make a
mistake or to be totally misunderstood by another individual.
perception is often untrustworthy, stunningly unclear, and
dependent on personal emotional history.

the challenge is to elevate your personal transformation to
a point where you can use boundaries to create space for
yourself to thrive, without letting your ego use the dislike
of people or things to inflate itself.

...

every time someone
loves themselves better,
builds their self-awareness,
understands their patterns,
improves their ability to communicate,
and expands their compassion for others,
the future of humanity grows brighter.
your healing impacts the world
by bringing in new peace.



Ob Thule Air Base oder Rammstein...

  Ob Thule Air Base oder Rammstein... der Kampf der grönländischen Bevölkerung um Freiheit und Selbstbestimmung stellt Fragen, die gleicherm...