Wednesday, May 7, 2025

Gastbeitrag von Jutta von Ochsenstein

 

Im Mittelpunkt der Gedichte Jutta v. Ochsensteins steht das Erinnern, Erfahren, Erleben, indem sie die verschiedenen Eindrücke ganz nah heranrücken, sie unters Mikroskop der Tiefenschärfe legen. Alle Sinne sind geöffnet und empfangsbereit für die subjektiven Ansprachen insbesondere aus den Naturgefilden, doch auch aus der Kunst und Literatur, aus dem Weltgeschehen und den gesellschaftlichen Verwerfungen. Mit leiser Melancholie ziehen all diese Momente vorüber, nicht ohne ihre flüchtige Gegenwart in ebenso einfachen wie eindrücklichen Worten zu hinterlassen. (Jürgen Brôcan)

Jutta v. Ochsensteins Gedichtband "dennoch atmen" ist gerade erschienen -

edition offenes feld, Hrsg. v. Jürgen Brôcan, Dortmund 2025. 

Online und in jeder Buchhandlung erhältlich: ISBN 978-3-7693-2717-5

Weitere Informationen zur Autorin gibt es hier: https://juttav-ochsenstein.jimdofree.com/

Hier zwei Texte aus dem Buch:

 

 

Aufbruch

 

ich klappe den Laptop zu: kündige den Nachrichten

gehe zu Bahngleisen

lege mein Ohr auf das Metall: es ist still

auf der Reise über altehrwürdige Hecken, Grenzen

tanzen Ahninnen, in Erinnerung an den Tod

werde ich rechtzeitig aufstehen

in instinktiver Selbstverständlichkeit desertieren 




 

angekommen

 

in deinen Augen mich spiegeln

fragen nach dem Weg, der Gangart

des Zarten, das Warten und Untergehen

oder das Wehen auf der Haut verschenken

zeitgleich unsere Stimmen in Höhlengängen 

im Bangen der Mut

uns an das Drehen der Erde zu lehnen

die Leere der Hände zu teilen

 

 


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