Im Mittelpunkt der Gedichte Jutta v. Ochsensteins steht das Erinnern, Erfahren, Erleben, indem sie die verschiedenen Eindrücke ganz nah heranrücken, sie unters Mikroskop der Tiefenschärfe legen. Alle Sinne sind geöffnet und empfangsbereit für die subjektiven Ansprachen insbesondere aus den Naturgefilden, doch auch aus der Kunst und Literatur, aus dem Weltgeschehen und den gesellschaftlichen Verwerfungen. Mit leiser Melancholie ziehen all diese Momente vorüber, nicht ohne ihre flüchtige Gegenwart in ebenso einfachen wie eindrücklichen Worten zu hinterlassen. (Jürgen Brôcan)
Jutta v. Ochsensteins Gedichtband "dennoch atmen" ist gerade erschienen -
edition offenes feld, Hrsg. v. Jürgen Brôcan, Dortmund 2025.
Online und in jeder Buchhandlung erhältlich: ISBN 978-3-7693-2717-5
Weitere Informationen zur Autorin gibt es hier: https://juttav-ochsenstein.jimdofree.com/
Hier zwei Texte aus dem Buch:
Aufbruch
ich klappe den Laptop zu: kündige den Nachrichten
gehe zu Bahngleisen
lege mein Ohr auf das Metall: es ist still
auf der Reise über altehrwürdige Hecken, Grenzen
tanzen Ahninnen, in Erinnerung an den Tod
werde ich rechtzeitig aufstehen
in instinktiver Selbstverständlichkeit desertieren
angekommen
in deinen Augen mich spiegeln
fragen nach dem Weg, der Gangart
des Zarten, das Warten und Untergehen
oder das Wehen auf der Haut verschenken
zeitgleich unsere Stimmen in Höhlengängen
im Bangen der Mut
uns an das Drehen der Erde zu lehnen
die Leere der Hände zu teilen
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