Monday, December 26, 2022

Schockzustand für den Machterhalt – und was wir dagegen tun können

 


Wer politisch aktiv ist, kennt womöglich den Ärger, vielleicht sogar die Verzweiflung über die erdrückende Mehrheit der sogenannten „Schlafschafe“ in unserem Land, die offenbar durch keine noch so katastrophale politisch-gesellschaftliche Entwicklung aus ihrer Lethargie zu reißen ist.

An dieser Stelle möchte ich zwar keine Entschuldigung in Form einer „Apologie des gemeinen Schlafschafs“ (ovis dormientem vulgaris) präsentieren, als Konzeptkünstler und Medienwissenschaftler mit einem grundsätzlich positiven Menschenbild frage ich mich jedoch immer wieder, welche Ursachen diese Lähmungserscheinungen haben könnten. Und ich frage mich, wie wir „aus dieser Nummer“ wieder herauskommen können. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Letztbegründung möchte ich hier kurz drei Erklärungen zur Diskussion stellen, die die Problematik meines Erachtens nach erhellen und Lösungsansätze aufzeigen können.

Naomi Klein zeigte in ihrem Buch „Die Schock-Strategie“ (2007), dass das, was wir derzeit aufgrund einer inkompetenten Sanktionspolitik und als Kriegspartei an wirtschaftlichen Krisen, Inflation sowie Gefährdung unserer Grundversorgung erleben, in einem neoliberalen „Schock-Kapitalismus“ früher oder später ohnehin auf uns zugekommen wäre. Wie Klein anhand von neoliberalen „Musterstaaten“ wie Chile zeigt, lief ein „Turbo-Kapitalismus“ früher oder später stets auf einen „failed state“ mit lebensbedrohlicher Verarmung der Bevölkerung hinaus. Aktuell gewendet: „Schock-Kapitalismus“ ist beispielsweise, wenn es Dich vor lauter Angst, ob Du morgen noch Deine Medikamente, Deinen Strom, Deine Heizung und Lebensmittel bekommst, nicht mehr interessiert, ob Politiker für ihre Covid-Verordnungen und deren Folgen zur Verantwortung gezogen werden.

Wilhelm Reich zeigte in seiner „Charakteranalyse“ (1948) und bereits in seinen frühen Schriften zur Entstehung des Faschismus, wie es zu dem kommt, was ich persönlich „Duckdeutschentum“ nenne und wofür Nachfolger Reichs den Begriff des „autoritären Charakters“ einführten. Es waren (und sind meiner Auffassung nach) umfassende, heftige und seelisch traumatisierende Formen der Unterdrückung, die zu bedingungsloser, unkritischer Unterwürfigkeit, starrer Konformität, aber auch Denunziantentum und destruktiver Lust an Ausgrenzung und Diskriminierung Andersdenkender führte (und meines Erachtens führt).

Besonders aber hat Viktor E. Frankl in seinen Arbeiten, z.B. in „Existenzanalyse und Logotherapie“ (1994) über seine Erfahrungen als in mehreren Kzs einsitzenden Psychologen gezeigt, dass während einer katastrophalen Erfahrung der Schockzustand, in dem sich der Mensch befindet, gar nichts anderes als diese innere Lähmung zulässt und seelische Erkrankungen meist erst auftreten können, wenn die katastrophale Situation überstanden ist (falls man sie überlebt). Im Rückblick auf die Zeit des Nationalsozialismus und seiner Mitläufer (die er schlicht „Opportunisten“ nennt), stellt Frankl fest: „Widerstand setzt doch Heroismus voraus, und Heroismus darf man meiner Ansicht nach nur von einem einzigen Menschen verlangen, und das ist – man selbst!“

Von Frankl können wir ferner lernen, wie wichtig für das Überleben ein für die einzelne Person konkreter Lebenssinn ist (wer oder was auch immer das jeweils sein mag) und dass es die positiven, sinnstiftenden Ziele sind, die uns helfen und gesund werden lassen.

Wir dürfen uns als politisch Engagierte daher fragen, ob es einerseits nicht unsere menschliche Pflicht sei, im Anschluß an die Covid-Verordnungen eine Aufarbeitung und Verurteilung der Schuldigen anzugehen, ob es aber andererseits nicht ebenso dringlich, vielleicht sogar dringlicher wäre, JETZT auf die Gattung des „ovis dormientem vulgaris“ dergestalt zuzugehen, dass wir ihnen eine Vision einer gerechten wie „artgerechten“ menschlichen Gesellschaft anbieten, eine positive, glücksspendende Zielvorstellung, der sich eine solide Mehrheit der Menschen in unserem Land anschließen kann?

Wie wäre es mit einer basisdemokratischen bzw. radikaldemokratischen Gesellschaft? Ich persönlich glaube, eine solche Gesellschaftsform (z.B. verbunden mit einer „Gemeinwohlökonomie“) wäre ein hervorragender Kandidat für eine solche Zielvorstellung. Eine solche positive, sinnstiftende Vision braucht leicht verständliche Symbole, um sie weit und breit zu kommunizieren und zu popularisieren. Die Basisdemokratische Republik Deutschland (BRD) hat immerhin bereits eine Flagge… Seien wir also gute Schäferinnen und Schäfer!


Flagge der "Basisdemokratischen Republik Deutschland"

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